Freiwillig ja nicht aktuell, und wenn man doch in die USA einreisen will..... 3 Strategien für Digital Travellers
- RaGl
- 21. Apr.
- 6 Min. Lesezeit

Digitale Privatsphäre bei der Einreise in die USA: 3 smarte Strategien
Reisen in die Vereinigten Staaten bringt neben aufregenden Erlebnissen auch potenzielle Herausforderungen für die digitale Privatsphäre mit sich. Die US-Grenzpolitik ist strenger geworden, und elektronische Geräte wie Handys und Laptops geraten verstärkt in den Fokus von Grenzkontrollen. Eine schnelle Überprüfung deiner Social-Media-Profile, Banking-Apps oder beruflichen Mails kann Realität werden.
Grenze: Kontrollpunkt oder Kontrollverlust?
Die Sicherheitsvorkehrungen an internationalen Grenzen sind in den letzten Jahren massiv ausgeweitet worden. Was früher ein flüchtiger Blick in den Pass war, ist heute oft eine eingehende Analyse unserer digitalen Identitäten. Und das gilt nicht nur für sogenannte Hochrisiko-Reisende.

Vor allem an den Grenzen der Vereinigten Staaten sind elektronische Geräte wie Smartphones und Laptops längst im Fokus der Behörden. 2015 verzeichnete die US-Grenzschutzbehörde CBP 8.503 Geräte-durchsuchungen. 2024 waren es über 47.000 – ein Trend, der auch andere Länder wie Kanada, Grossbritannien oder Israel beeinflusst.
Was bedeutet das konkret?
Dass du als Reisende:r damit rechnen musst, dass dein Gerät beschlagnahmt, analysiert oder sogar dupliziert wird – egal, ob du etwas zu verbergen hast oder nicht.
Was die Behörden dürfen – und was das für dich bedeutet
Die US Customs and Border Protection (CBP) darf laut geltender Rechtsprechung elektronische Geräte durchsuchen – sogar ohne konkreten Verdacht. Das umfasst zwei Arten von Zugriff:
Basisdurchsuchung: Apps, Fotos, Nachrichten – alles, was sofort sichtbar ist.
Erweiterte Durchsuchung: Zugriff mit forensischen Tools auf gelöschte Daten, Passwörter und sogar Cloud-Zugänge.
Als US-Bürger:in kannst du nicht abgewiesen werden, wenn du die Kooperation verweigerst – aber du kannst festgehalten werden.
Als Nicht-Staatsbürger:in riskierst du sogar die Einreiseverweigerung.
Kritisch wird es vor allem dann, wenn du deine Passwörter nicht herausgeben willst. Die Beamten dürfen dein Gerät dann beschlagnahmen, versuchen, es zu knacken – und dein Name kann auf einer „Watchlist“ landen.
Datenschutz oder Pflicht zur Offenheit? Grenzkontrollen dürfen vieles. Aber nicht alles. Und schon gar nicht deine Würde durchleuchten.
Rein juristisch ist der Spielraum der Behörden in vielen Ländern erschreckend weit. Was sie dürfen, liegt oft ausserhalb des alltäglichen Datenschutzverständnisses – denn an der Grenze gelten Sonderrechte.
Was aber viele Reisende vergessen: Du darfst dich schützen – mit legalen Mitteln.
Und genau hier setzt dieser Artikel an. Ich zeige dir, wie du deine Privatsphäre bewahrst, ohne dich der Konfrontation auszusetzen.
Was mich zum Umdenken brachte

Es war nicht ein einzelner Vorfall. Es war eine Kette von Erkenntnissen und dass ich zu Ausbildungszwecken weiterhin in die USA reisen möchte.
Doch wie kannst du dich davor schützen, deine sensiblen Daten aus der Hand zu geben – ohne in Panik zu verfallen?
Hier sind drei smarte Strategien, die dir helfen, deine digitale Privatsphäre zu wahren.
1. Reise mit einem „Clean Phone“
Ein „Clean Phone“ kann dein bester Reisebegleiter sein. Die Idee ist simpel, aber effektiv: Weniger ist mehr!
Verwende ein Zweithandy, das nur die nötigsten Daten und Apps enthält.
Warum ein Clean Phone?
Falls dein Handy kontrolliert oder konfisziert wird, befinden sich darauf keine sensiblen oder missverständlichen Informationen. Keine privaten Chats, keine Bankdaten, keine intimen Fotos. Klingt doch ganz beruhigend, oder?
Das richtige Setup für dein Clean Phone:
Nutze ein altes Handy oder besorge dir ein günstiges, refurbished Gerät.
Egal ob Android oder iPhone – Hauptsache stabil, schlicht und störungsfrei.
Installiere nur, was du wirklich brauchst:
Google Maps (mit Offlinekarten) oder Maps.me
Booking.com, Airbnb oder Hostelworld, Tripsy, Splitwise, Ueber
DeepL oder Google Translate offline
Signal oder Threema
Offline-Reiseführer (z. B. Triposo)
Proton-Mail anstatt Outlook, Google und CO
Wichtig:
Keine Social-Media-Apps, keine Banking-Apps, keine E-Mail-Konten.
Speichere wichtige Kontakte und Infos (wie Botschaftsadressen oder Versicherungsnummern) offline.
Pro-Tipp:
Mit einer eSIM wie Rallo oder auch von Revolut (Eine tolle Banking App, die auch Telco kann) kannst du deine Datenverbindung schon vor der Landung aktivieren – und umgehst das mühsame Suchen nach WLAN am Flughafen.
2. Backup machen & Factory Reset wenn du dein Hauptgerät nutzen willst
Du musst unbedingt dein Hauptgerät verwenden? Kein Problem!
Sichere vorher deine Daten und setze das Gerät zurück – bevor du ankommst.
So geht’s:
Sichere alle wichtigen Daten in der Cloud (z. B. mit Google Drive oder iCloud).
Logge dich aus allen Konten aus.
Setze dein Handy auf die Werkseinstellungen zurück.
Achte dabei auch 2FA-Applikationen oder andere Apps welche die Geräte-Security nutzen für die Authentifizierung. Ich nutze Authy, da ich damit auch einen Gerätewechsel machen kann, ohne alle 2FA Konten neu anzulegen.
Installiere Apps wie eSIM, damit du nach der Kontrolle sofort loslegen kannst.
Warum dieser Aufwand?

Inzwischen gibt es Berichte über TSA- und ICE-Agenten direkt am Gate. Mit einem „frischen“ Handy sicherst du dich gegen spontane Kontrollen ab – und bewahrst die Kontrolle über deine Daten.
3. Vertrau deinem Gerät nicht – vertraue deinem Plan
Langfristig sicherst du deine digitale Privatsphäre durch gute Gewohnheiten. Das schützt nicht nur an Grenzen, sondern auch in deinem Alltag.
Das bedeutet konkret:
Passwort-Manager nutzen:
Tools wie Dashlane (gratis bis 25 Passwörter) helfen dir, deine Logins sicher zu verwalten.
Social-Media-Profile säubern:
Alte Posts archivieren, Verlauf löschen, Privatsphäre-Einstellungen überarbeiten.
Vermeide politische Trigger – oder nutze bewusst Codewörter (z. B. „der orangene Blob“ statt Namen).
Alias-Konten anlegen:
Für Newsletter, Freebies, Buchungsplattformen oder politisch sensiblere Inhalte – ohne Bezug zu deiner privaten Adresse.
Geräte vor der Reise abmelden:
Trenne dich konsequent von privaten Accounts, bevor du fliegst.
Bonus Tips und Myth Busting
1. Es ist nicht nur die Technik, auch deine Haltung ist relevant
Bleib ruhig, sei freundlich, aber mach deine Position klar. Sag nie die Unwahrheit – das kann strafbar sein. Wenn du zur Passwortherausgabe gezwungen wirst, formuliere klar:
„Ich gebe mein Passwort nur unter Zwang preis und stimme der Durchsuchung nicht freiwillig zu.“
Das kann im Nachhinein juristisch relevant werden.
2. Gerät ausschalten vor der Kontrolle
Nach dem Ausschalten greifen automatisch stärkere Sicherheitseinstellungen
(z. B. Verschlüsselung, FaceID deaktiviert).
Dein Gerät ist besser geschützt – du gewinnst Zeit und Kontrolle.
3. Dokumentiere jeden Vorfall
Wenn dein Gerät beschlagnahmt oder du zur Herausgabe gezwungen wirst:
Notiere Namen, Zeit, Ort und Verfahrensweise. Organisationen wie die EFF helfen bei Beschwerden oder rechtlichem Beistand.
4. ProtonMail, Proton Drive & Co. richtig einsetzen
Cloud-Dienste wie ProtonMail sind eine starke Waffe für Datenschutz – aber nur, wenn du sie richtig nutzt:
Vor dem Grenzübertritt ausloggen
Proton-Apps vom Gerät löschen
Kein gespeicherter Login im Browser
Daten bleiben verschlüsselt in der Cloud – ausserhalb des staatlichen Zugriffs
Nutze ggf. ein separates Konto nur für unterwegs
Myth Busting:
Ein VPN schützt deinen Standort – aber nicht deine Inhalte. Nützlich bei Internet-Zensur, aber kein Ersatz für digitale Anonymität.
Gut vorbereitet reisen und Freiheit geniessen
Nicht jede*r wird bei der Einreise herausgezogen. Aber: Wer vorbereitet ist, reist entspannter – und souveräner.
Egal ob Clean Phone oder Factory Reset: Wichtig ist, dass du bewusst entscheidest, was du mit dir trägst – digital wie physisch.

Mein persönliches Setup: Funktional, reduziert – und bewusst getrennt
Auch ich habe mir viele Gedanken gemacht, wie ich meine Geräte für die Reise aufstelle. Mein Ziel: maximale Kontrolle über meine Daten bei minimalem Aufwand. Ich möchte unterwegs erreichbar, flexibel und arbeitsfähig bleiben – aber ohne unnötige Spuren zu hinterlassen. Herausgekommen ist ein Setup, das für mich genau die richtige Balance schafft.
Meine Apple Watch ist gesetzt – vor allem, um unterwegs einfach und schnell mit Apple Wallet zu zahlen. Im Alltag ist das oft mein bevorzugter Weg, kleine Ausgaben zu erledigen – sei es im Café, in der U-Bahn oder beim spontanen Snack unterwegs. Die Benachrichtigungen sind deaktiviert, und ich habe sie mit einem 6 stelligen-Code gesichert.
Mein iPad wird zu meinem digitalen Notizbuch. Komplett zurückgesetzt, nur mit GoodNotes installiert – meiner Lieblings-App für Notizen , Reflexionen und spontane Skizzen. Kein iCloud-Zugang, keine E-Mails, kein App Store – ein minimalistisches, fokussiertes Tool, das offline bleibt und nur einem Zweck dient: Denken statt Ablenken.
Dazu kommt ein altes Google Pixel – mein Clean Phone für unterwegs. Mit einer anonymen Gmail-Adresse oder allenfalls Proton - das teste ich noch aus, die keine Verbindung zu meinem sonstigen digitalen Leben hat. Keine Social-Media-Logins, keine Banking-Apps, keine Fotos oder Kontakte. Nur das Nötigste, reduziert auf Relevanz: Navigation, Kommunikation, Übersetzung.
Für Gruppenchats und sichere Gespräche richte ich mir bewusst neue Identitäten ein, zum Beispiel über Signal – getrennt, aber erreichbar - die Whatsapp Gruppenchats müssen dann halt einen neuen User akzeptieren.
Jedes Gerät erfüllt eine klar definierte Rolle. Kein digitales Multitool, kein Chaos. Ich weiss genau, was wofür gedacht ist – und was im Zweifel darauf sichtbar wäre. Das gibt mir Sicherheit und Freiheit.
Deine persönliche Checkliste für unterwegs
Clean Phone eingerichtet?
Backup gemacht und Gerät zurückgesetzt?
eSIM geladen, aber noch nicht aktiviert?
Passwort-Manager eingerichtet?
Social Media aufgeräumt?
Notfallkontakte offline gespeichert?
Fazit:

Datenschutz ist keine Luxusfrage, sondern ein smarter Schutzschild.
Mit einem aufgeräumten Setup reist du nicht nur sicherer – du bleibst fokussiert und lässt dich nicht unnötig stressen.
Wenn du Fragen zu meinem Setup hast oder eigene Erfahrungen teilen möchtest – schreib mir gern in die Kommentare. Insbesondere auch zu Proton - da ich von Google Workspace umziehen werde.
P. S. Transparenzhinweis:
Für diesen Beitrag habe ich zur Unterstützung LT LanguageTool genutzt, um Grammatik und zu verschachtelte Sätze zu überarbeiten. Die Illustrationen wurden mithilfe von DALL·E und Jasper erstellt. Die inhaltliche Struktur habe ich mit Unterstützung von ChatGPT ausgearbeitet nachdem ich einfach STT gemacht habe mit Notta (Speech-to-Text) was mir gerade so durch den Kopf ist.
Links
Proton
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Authy
Tripsy
Splitwise
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